Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie




Wenn Ihr Kind Probleme hat, die sich nicht leicht erklären oder lösen lassen, sei es anhaltende Traurigkeit, Ängste, aggressives Verhalten oder Rückzug, kann eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie helfen. Diese Therapieform richtet sich nicht nur auf das, was im Alltag auffällt, sondern geht einen Schritt weiter: Sie schaut auf das, was in der Seele Ihres Kindes verborgen liegt – Gefühle, die vielleicht schwer auszusprechen sind, Erinnerungen, die wehtun, oder Konflikte, die im Inneren brodeln.

  • In dieser Art der Therapie geht es darum, gemeinsam mit einem einfühlsamen Therapeuten zu verstehen, was wirklich hinter den Problemen steckt.


Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie für Kinder und Jugendliche



Inhaltsverzeichnis
  1. Was ist tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?

  2. Geschichte und Entwicklung der Methode

  3. Grundprinzipien der tiefenpsychologischen Psychotherapie

  4. Vorteile der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie

  5. Grenzen und Herausforderungen

  6. Fazit: Tiefenpsychologische Therapie

  7. FAQ: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Was ist tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?


Definition und Ursprung

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist eine anerkannte Form der Psychotherapie, die sich aus der klassischen Psychoanalyse entwickelt hat. Im Zentrum steht die Idee, dass viele psychische Probleme aus unbewussten Konflikten entstehen, die meist in der Kindheit wurzeln. Anders als bei der klassischen Analyse, bei der der Patient mehrmals wöchentlich auf der Couch liegt, findet die tiefenpsychologische Therapie in der Regel ein- bis zweimal pro Woche im Sitzen statt – face to face.

Diese Therapieform basiert auf dem Verständnis, dass Erlebnisse, die wir verdrängt haben, dennoch unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten beeinflussen. Die Therapie hilft, diese verdrängten Inhalte bewusst zu machen und zu verarbeiten. So entsteht nicht nur Symptomlinderung, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung im Erleben und Handeln.

Ein wichtiger Unterschied zu anderen Methoden: Der Fokus liegt nicht auf dem Hier und Jetzt allein, sondern vor allem auf der biografischen Entwicklung. Der Therapeut versucht gemeinsam mit dem Patienten, unbewusste Motive und Beziehungsmuster zu erkennen, die sich im aktuellen Verhalten widerspiegeln.

 

Die psychodynamische Basis

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gehört zur Gruppe der psychodynamischen Verfahren. Das bedeutet: Sie geht davon aus, dass unsere Psyche durch innere Konflikte und Dynamiken geprägt ist, die ständig in Bewegung sind. Diese Konflikte äußern sich nicht immer direkt, sondern versteckt – etwa durch körperliche Symptome, Ängste oder Depressionen.

Ein zentrales Element ist die sogenannte Übertragungsbeziehung: Der Patient überträgt frühere Beziehungserfahrungen – etwa aus der Kindheit – auf den Therapeuten. Indem diese Mechanismen bewusst gemacht und gemeinsam reflektiert werden, können alte Muster aufgelöst werden.

Besonders spannend: Diese Therapieform ist keine starre Technik, sondern eine lebendige Beziehung zwischen zwei Menschen – dem Patienten und dem Therapeuten. Gemeinsam gehen sie auf Spurensuche in der Biografie, entschlüsseln emotionale Codes und schreiben das eigene Lebensdrehbuch neu.






Geschichte und Entwicklung der Methode:


Freud, Jung & die Anfänge

Die Wurzeln der tiefenpsychologischen Therapie reichen zurück ins späte 19. Jahrhundert – zu Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Freud war der Erste, der systematisch das Unbewusste erforschte und erkannte, dass psychische Erkrankungen oft aus verdrängten Konflikten stammen. Seine bekannteste Methode – die freie Assoziation – legte den Grundstein für die heutige tiefenpsychologische Praxis.

Doch nicht nur Freud war maßgeblich beteiligt. Auch Carl Gustav Jung, Alfred Adler und andere Pioniere entwickelten eigene psychodynamische Theorien. Jung etwa legte besonderen Wert auf Archetypen und das kollektive Unbewusste. Diese frühen Ideen wurden später weiterentwickelt, vereinfacht und an die Bedürfnisse moderner Patienten angepasst.

In den 1950er Jahren kam es schließlich zur Abspaltung der tiefenpsychologisch fundierten Therapie als eigenständige Methode. Sie sollte kürzer, strukturierter und alltagstauglicher sein als die klassische Analyse – ohne die Tiefe und psychodynamische Qualität zu verlieren.

 

Vom klassischen zur modernen Form

Während die ursprüngliche Psychoanalyse oft viele Jahre dauerte und mehrere Sitzungen pro Woche umfasste, entwickelte sich die tiefenpsychologische Therapie zu einem flexibleren Verfahren. Heute ist sie Teil des sogenannten Richtlinienverfahrens in Deutschland – das bedeutet: Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich anerkannt und sie wird von den Krankenkassen bezahlt.

In der modernen Variante werden psychodynamische Prinzipien mit alltagstauglicher Praxis kombiniert. Der Fokus liegt auf aktuellen Lebenssituationen, Beziehungsmustern und inneren Konflikten. Der Therapeut arbeitet dabei nicht neutral im Hintergrund, sondern aktiv, unterstützend und empathisch.

Besonders in der Behandlung von Depressionen, Angststörungen und psychosomatischen Beschwerden hat sich die tiefenpsychologische Therapie bewährt. Doch auch bei Lebenskrisen, chronischem Stress oder zwischenmenschlichen Problemen kann sie erstaunliche Wirkung zeigen.






Grundprinzipien der tiefenpsychologischen Psychotherapie:


Unbewusstes und Konflikte

Eines der zentralen Konzepte dieser Therapieform ist das „Unbewusste“. Darunter versteht man seelische Inhalte – Wünsche, Ängste, Erinnerungen – die nicht direkt zugänglich sind, aber dennoch unser Denken und Handeln beeinflussen. Diese Inhalte sind oft mit inneren Konflikten verbunden, etwa zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst vor Zurückweisung.

In der Therapie werden diese Konflikte aufgedeckt und gemeinsam bearbeitet. Der Patient lernt, seine inneren Spannungen besser zu verstehen und gesünder mit ihnen umzugehen. Oft geht es darum, alte Glaubenssätze zu hinterfragen („Ich muss immer stark sein“) und neue Sichtweisen zu entwickeln.

Die tiefenpsychologische Arbeit erfordert dabei Geduld und Vertrauen. Es ist ein Prozess des langsamen Aufdeckens, Verstehens und Veränderns. Doch genau in dieser Tiefe liegt das große Potenzial: Wer sich auf die Reise in sein Inneres einlässt, kann nachhaltige Veränderungen erleben – weit über das bloße Verschwinden von Symptomen hinaus.






Vorteile der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie:


Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bringt zahlreiche Vorteile mit sich – besonders für Kinder und Jugendliche, deren Probleme nicht allein durch oberflächliche Maßnahmen gelöst werden können. Ein zentraler Pluspunkt ist der langfristige Therapieeffekt: Anders als bei manchen kurzfristigen Ansätzen geht es hier darum, ursächliche innere Konflikte zu erkennen und zu verarbeiten – nicht nur Symptome zu bekämpfen.

Das Kind lernt mit der Zeit, sich selbst besser zu verstehen. Gefühle wie Wut, Traurigkeit oder Angst erscheinen nicht mehr als unkontrollierbare Kräfte, sondern bekommen eine Geschichte, einen Zusammenhang. Das stärkt das Selbstbewusstsein und die emotionale Stabilität. Vor allem in der Pubertät, wenn Kinder nach Orientierung suchen, kann diese tiefe Arbeit entscheidend sein.

Ein weiterer Vorteil: Die Therapie schafft einen geschützten Raum, in dem das Kind ernst genommen wird – ganz unabhängig von Schule, Familie oder sozialen Erwartungen. Es darf „sein“, wie es ist. Viele Kinder blühen gerade in dieser Art von Beziehung auf, weil sie sich endlich gesehen und verstanden fühlen.

Auch Eltern profitieren: Sie erhalten neue Einblicke in die Gefühlswelt ihres Kindes und können so besser unterstützen. In der tiefenpsychologischen Arbeit wird nicht mit Druck oder schnellen Lösungen gearbeitet, sondern mit Verständnis, Geduld und Tiefe. Dadurch ist diese Therapieform besonders nachhaltig.






Grenzen und Herausforderungen:


So hilfreich die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist – sie hat auch ihre Grenzen. Die größte Herausforderung ist oft die Zeit: Diese Therapieform benötigt Geduld. Veränderungen geschehen nicht über Nacht. Eltern sollten sich bewusst sein, dass eine tiefgreifende seelische Entwicklung manchmal Monate oder sogar Jahre dauern kann.

Zudem ist nicht jedes Kind automatisch bereit oder in der Lage, sich auf diese Form der Therapie einzulassen. Manche Kinder brauchen erst Stabilisierung, etwa durch klare Strukturen oder Verhaltenstrainings, bevor sie sich mit tiefen inneren Themen beschäftigen können.

Auch die emotionale Tiefe, mit der gearbeitet wird, kann herausfordernd sein – für das Kind und für die Eltern. Es können schmerzhafte Erinnerungen auftauchen oder schwierige Wahrheiten über familiäre Dynamiken ans Licht kommen. Der Therapeut hilft, diese Prozesse zu begleiten, aber sie erfordern Offenheit und Mut.

Ein weiterer Punkt: Da die Nachfrage nach psychodynamischen Therapieplätzen hoch ist, können lange Wartezeiten entstehen – gerade bei Kassenzulassung. Manche Eltern entscheiden sich daher für eine private Finanzierung, was wiederum finanzielle Belastung bedeuten kann.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ein sehr wertvolles Instrument – besonders für Kinder und Jugendliche, die mehr brauchen als eine schnelle Symptombehandlung.






Fazit: Tiefenpsychologische Therapie


Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist weit mehr als nur ein Behandlungskonzept – sie ist ein Verständnis von Entwicklung, Beziehung und Heilung. Besonders für Kinder und Jugendliche, deren seelische Not oft still, verborgen oder schwer erklärbar ist, bietet sie einen behutsamen und wirksamen Weg zurück in die innere Stabilität.

Indem sie nicht nur Symptome betrachtet, sondern die dahinterliegenden Ursachen erforscht, fördert sie tieferes Selbstverständnis, emotionale Reife und echte Veränderung. Sie hilft jungen Menschen, sich selbst besser zu begreifen, alte Verletzungen zu verarbeiten und neue Handlungsspielräume zu entdecken.

Eltern finden in dieser Therapieform nicht nur Hilfe für ihr Kind, sondern auch eine neue Sichtweise auf dessen Verhalten und Gefühle. Gerade in einer Welt, die oft laut, schnell und oberflächlich ist, schafft die tiefenpsychologische Arbeit einen geschützten Raum für echtes Verstehen und echtes Wachstum.

Für viele Familien ist diese Therapieform ein Meilenstein – nicht, weil sie einfache Lösungen bietet, sondern weil sie nachhaltig wirkt. Mit Geduld, Vertrauen und einer klaren therapeutischen Beziehung kann sie Kindern helfen, ihre seelische Entwicklung zu stabilisieren – und ihnen Mut machen, sich selbst mit anderen Augen zu sehen.






FAQ: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie



1. Was ist der Unterschied zwischen tiefenpsychologischer Psychotherapie und Verhaltenstherapie?

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie beschäftigt sich mit den tieferliegenden Ursachen psychischer Probleme, besonders mit unbewussten Konflikten und alten Beziehungsmustern – oft aus der Kindheit. Ziel ist es, zu verstehen, woher bestimmte Gefühle und Verhaltensweisen kommen, und diese dauerhaft zu verändern. Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Verhaltenstherapie stärker auf das aktuelle Verhalten und darauf, neue, hilfreiche Strategien im Alltag zu erlernen. Sie ist meist strukturierter und handlungsorientierter.

2. Welche psychischen Störungen können mit tiefenpsychologischer Psychotherapie behandelt werden?

Diese Therapieform wird bei vielen psychischen Belastungen eingesetzt – etwa bei Ängsten, Depressionen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen oder auch traumatischen Erlebnissen. Besonders hilfreich ist sie, wenn sich emotionale Probleme über längere Zeit aufgebaut haben und tief im Inneren verankert sind.

3. Was passiert in einer tiefenpsychologischen Therapie?

In der Therapie geht es vor allem darum, innere seelische Zusammenhänge zu erkennen. Der Therapeut hilft dem Kind oder Jugendlichen, alte Erfahrungen – besonders aus der Kindheit – bewusst zu machen und besser zu verarbeiten. In Gesprächen (und je nach Alter auch mit spielerischen oder kreativen Methoden) wird herausgefunden, was hinter belastenden Gefühlen oder Verhaltensweisen steckt. Diese Erkenntnisse ermöglichen echte, tiefgreifende Veränderungen.

4. Wie unterscheidet sich diese Therapieform von der klassischen Psychoanalyse?

Die tiefenpsychologische Therapie ist eine Weiterentwicklung der klassischen Psychoanalyse – aber alltagstauglicher. Während die Psychoanalyse oft über Jahre hinweg mehrmals wöchentlich stattfindet, ist die tiefenpsychologisch fundierte Therapie meist kürzer und strukturierter, mit 1–2 Sitzungen pro Woche. Sie fokussiert sich außerdem stärker auf konkrete aktuelle Probleme und deren tiefere Ursachen.

5. Warum wird in der Therapie so viel über die Kindheit gesprochen?

Viele seelische Schwierigkeiten entstehen aus früheren Erfahrungen – auch wenn diese heute nicht mehr bewusst sind. Die Kindheit prägt unsere Gefühle, unser Selbstbild und unsere Art, mit anderen umzugehen. Wenn Kinder oder Jugendliche psychisch belastet sind, können diese unbewussten Erinnerungen eine große Rolle spielen. Durch die Auseinandersetzung damit kann Heilung geschehen – und neue Wege im Denken und Fühlen werden möglich.


Einen Termin vereinbaren

Oder rufen Sie mich an unter +49 (0) 163 - 466 30 72

 
empty